Ich habe vorort geholfen

„Portugal, die Tiere und ich: Meine Zeit im Romahaus“

Schon immer bin ich ein großer Tierfreund gewesen und hatte seit jeher Hunde oder Katzen um mich. Als ich dieses Jahr im August mein Studium beendete, kam mir die Idee, Tierschützer im Ausland zu unterstützen und eine neue Erfahrung mit einer für mich sinnvollen und wichtigen Aufgabe zu verbinden. Nach mehreren Anfragen bei verschiedenen deutschen Tierschutzorganisationen und viele Mails später, bekam ich eine nette Nachricht von Pfotenhilfe Portugal, in der mir Nicole anbot die liebe Lúcia in Marinha Grande bei Ihrer Arbeit im Romahaus zu unterstützen. Das Haus beherbergte zu diesem Zeitpunkt 12 Hunde und etwa 30 Katzen, die liebevoll aufgepäppelt und versorgt wurden, nachdem sie von Mitglieder der Organisation APAMG aus misslichen Lagen gerettet worden waren. Ende Oktober stieg ich dann in den Flieger nach Lissabon und begann am nächsten Tag meine Arbeit im Romahaus. Zu meinen täglichen Aufgaben gehörte das Reinigen des Hauses und dessen Grasflächen, das nun zum Domizil vieler Fellnasen geworden war. Anschließend ging es an das Verteilen von Futter und Wasser und an die Vergabe von Medikamenten an noch kranke Tiere, bei der i ch Lúcia hin und wieder behilflich sein durfte. Schon bald hatten sich die Hunde Sunny, Timo, Nico, Brendinha, Sandy und Camoes an meine Anwesenheit gewöhnt. Sie begrüßten mich freudig, sahen mir interessiert beim Reinigen der Räume zu oder versuchten mir Futtereimer und Putzutensilien zu mopsen. Ein besonderer Moment war für mich, als mein Liebling Camoes, ein noch sehr stiller und scheuer Hund, das erste Mal auf mich zukam und sich streicheln ließ. Auch die drei großen Hunde Linda, Teddy und Picota habe ich schnell ins Herz geschlossen. Kaum war die Holztüre zum Innenhof des Hauses offen, wurden Lúcia und ich schon stürmisch in Empfang genommen und so manches Mal von Teddy und Picota vor Freude fast umgeschmissen. Linda, eine sehr ruhige und liebevolle Hündin, beobachtete das Treiben anfangs noch zurückhaltend, begann aber bald auch mich freudig zu begrüßen und ihre Schnauze in meine Hände zu legen. Unter den noch jungen Katzen im Katzenhaus, ging es einigen der vielen Tiere leider nicht so gut wie den Hundenasen. Sie benötigten besondere Pflege und Medikamente, da sie unter hartnäckigem Katzenschnupfen zu leiden hatten. Neben den kranken Samtpfoten leben im Katzenhaus noch etwa 20 weitere Katzenkinder, Straßentiere, die mein Herz im Sturm eroberten. Erfreulich war, dass es einigen der noch kranken Tieren langsam aber sicher besser zu gehen schien. Dennoch müssen immer wieder Tiere in die Klinik, um dort die erforderliche medizinische Versorgung und Beobachtung zu erhalten, was für die Tierschützer oftmals mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden ist. Ich hoffe, dass die kleinen noch kranken Schnauzen sich bald erholen und drücke ihnen alle Daumen. Schon nach wenigen Tagen im Romahaus merkte ich, wie anstrengend und zeitintensiv die Arbeit der Tierschützer vor Ort sein kann. Als ich Hunde- und Katzenbereich einmal alleine gesäubert und in Ordnung gebracht hatte, wäre ich nach knapp vierstündiger Arbeit am liebsten ins Bett gefallen. Bewundernswert was Lúcia, die jeden Tag für die Tiere im Einsatz ist, leistet! Neben der Pflege der Tiere und dem Sauberhalten des Hauses, kamen für einige schöne, aber auch anstrengende Stunden die Verpflegung der Hündin Micas hinzu, die mit gerade einem Monat nicht nur immerzu Nähe suchte, sondern auch ständig riesigen Hunger hatte. Nicht selten kommt es vor, dass sich die Tierschützer vor Ort um verwaiste Welpen und Katzenkinder kümmern, die sie rund um die Uhr fürsorglich aufpäppeln.

Zu den traurigen Momenten meines Aufenthalts zählte der Besuch der Tötung, in der etwa 40 Hunde, teils von der Straße, teils von ihren ehemaligen Besitzern abgegeben, an kurzen Leinen und lediglich mit einer kleinen Hundehütte ausgestattet ihre Tage verbringen. Andere Hunde sitzen mit mehreren Artgenossen in engen Zwingern und schauen ängstlich nach draußen. Da es in Portugal keine Tierheime wie jene gibt, die wir aus Deutschland kennen, existieren nur staatliche Auffangstationen für Streuner, die früher oder später auch deren Tötung vorsehen. Kein schöner Platz für ein Tier, um sein Leben zu fristen. Ein herzliches Danke an Pedro und alle anderen Helfer von APAMG, die sich um die Tiere dieser Tötung kümmern, deren Einschläferung so verhindern und überdies für saubere Zwinger, Zuneigung und neue Vermittlungsstellen sorgen. Nach schönen 20 Tagen mit Lúcias Familie und einer Menge kleiner Fellnasen, stand der Tag der Abreise bevor. An meinem letzten Tag im Romahaus, standen mir dann die Tränen in den Augen… Auf dem Rückflug nach Deutschland habe ich dann eine Flugpatenschaft für gleich sechs Hunde übernommen, die in Deutschland von der Tierschutzorganisation ETN aufgenommen werden sollten. Bereits im Vorfeld wurden die Hunde für mich auf meinen Flug mit TAP Portugal gebucht und ausreisefertig gemacht. Am Tag des Abflugs machten sich zwei Mitglieder von APAMG mit mir auf den Weg zum Flughafen, nachdem die Hunde verladen worden waren. (Vielen Dank an die Spender der benötigten Leinen und Geschirre!) Nach einem kurzen Auslauf der Hunde bei Ankunft, wurden die Papiere am Terminal geprüft, Formalitäten geregelt und die Boxen mitsamt der Hunde verladen. Nach einem viel zu kurzen Abschied, machte ich mich auf zum Flieger, der dann mit etwas Verspätung nach München startete. Dann ging es los… Den ganzen Flug über dachte ich an die Schnauzen im Laderaum! Als ich schließlich in München ankam, wo Nicole, Sigi und Sandra mich schon erwarteten, holte ich mein Gepäck ab und ließ die Papiere der Hunde erneut vom Zoll überprüfen. Camoes, Sandy, Sunny, Nico, Timo und Romy ging es gut und sie freuten sich, als ich sie durch die Boxengitter begrüßte. Selbstverständlich wurden die fremden Männer und Frauen vom Zoll erstmal gebührend verbellt. Nach einem freudigen Empfang durch das Team der Pfotis, ging es für die sechs Hunde auf dem Landweg weiter zu ETN in Richtung Norden… Als ich bereits vor meinem Abflug nach Portugal von meinem Vorhaben der Flugpatenschaft erzählte, waren die Reaktionen gemischt. Viele Leute fanden meine Idee gut, andere aber fragten vorwurfsvoll warum ich es für nötig erachte, Tiere einzufliegen obwohl das an der allgemeinen Situation der Straßentiere und jener der Tiere in deutschen Tierheimen letztlich nichts ändere und nur Stress für die eingeflogenen Tiere bedeute. Wenn ich mir aber vorstelle wie ehemals kranke, hungernde und leidende Tiere auch über die Landesgrenzen hinweg ein neues Zuhause finden, das sie vor weiterem Leid und der Tötung durch staatliche Organisationen bewahrt (eine Gefahr die in deutschen Tierheimen nicht besteht!) und ihnen ein besseres Leben ermöglicht, dann erübrigt sich diese Frage für mich. Nur wenn zunehmend Tiere aus Auffangstationen vermittelt werden, kann weiteren verlorenen Tieren geholfen werden, von denen es auch in Portugal sehr viele gibt. Wenn Tierschutz bedeutet, Leid zu verhindern und Wohlergehen der Tiere zu fördern, dann ist jedes geborgene, geheilte und geliebte Tier ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn wir letztlich nicht allen Tieren helfen können und unzählige Straßentiere auf der Welt trotz unserer Hilfe vergessen oder getötet werden, macht es für jedes einzelne Tier dem wir unsere Zeit und Nähe schenken einen himmelweiten, fühlbaren Unterschied. Vielen Dank liebe Lúcia für deinen unermüdlichen bewundernswerten Einsatz für die Tiere und für eure Gastfreundschaft, Danke an APAMG (besonders an Pedro, Mifa und Vera) und an das Team von Pfotenhilfe Portugal natürlich! Camoes, Sunny, Sandy, Timo, Nico, Romy und allen anderen Pfoten die noch auf ein Zuhause warten wünsche ich von Herzen alles Gute. In diesem Sinne: Adopt, don’t shop!

Liebe Grüße, eure Steffi